@techreport{MuellerPeters2020, author = {Horst M{\"u}ller-Peters}, title = {Die Wahrnehmung von Risiken im Rahmen der Corona-Krise}, url = {https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:832-cos4-8910}, pages = {22}, year = {2020}, abstract = {Die Risikowahrnehmung von B{\"u}rgern und Verbrauchern weicht aufgrund von psychologischen Verzerrungseffekten deutlich von den realen Risiken ab. Zudem sind die meisten Menschen durch das Denken in Wahrscheinlichkeiten und hohe Zahlen {\"u}berfordert. In einer (weitgehend) repr{\"a}sentativen Bev{\"o}lkerungsumfrage wurden vom 31.3. bis zum 2.4.2020 insgesamt 2.028 Personen zur Wahrnehmung von Risiken rund um die Corona-Pandemie sowie zur F{\"a}higkeit der Einsch{\"a}tzung exponentieller Entwicklungen befragt. Die wichtigsten Ergebnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen: Exponentielle Entwicklungen – wie im Falle einer Pandemie gegeben - entziehen sich weitgehend dem menschlichen Vorstellungsverm{\"o}gen. Das Gleiche gilt f{\"u}r die gigantischen Geldbetr{\"a}ge, die als Hilfsma{\"s}nahmen f{\"u}r die Wirtschaft beschlossen wurden. Diese werden – vereinfacht ausgedr{\"u}ckt - nur noch als „unglaublich viel Geld“ wahrgenommen. Die Sorgen vor Corona sind – wenig {\"u}berraschend – in den K{\"o}pfen der B{\"u}rger {\"u}beraus pr{\"a}sent. Nur ein kleiner Anteil der Bev{\"o}lkerung sorgt sich nach eigenen Aussagen gar nicht oder kaum {\"u}ber eine m{\"o}gliche Ansteckung. Jeder zweite f{\"u}rchtet eine wirtschaftlichen Notlage, und vierzig Prozent bangen sogar um ihr Leben. Zum Vergleich haben wir einige weitere Sorgen mit erfasst, die wir bereits in einer Studie im August 2016 erhoben hatten. Damals war Krebs – gemeinsam mit Verkehrsunf{\"a}llen – die weitaus pr{\"a}senteste von insgesamt 30 abgefragten Sorgen. Die Angst vor einem Terroranschlag lag bei den Befragten ebenfalls weit vorne. Aber kein Thema hatte die B{\"u}rger damals so „im Griff“ wie zum jetzigen Erhebungszeitpunkt die Corona-Krise. Andere Gefahren scheinen durch Corona nur in moderatem Umfang verdr{\"a}ngt zu werden: Krebs oder Herzinfarkt besorgen tendenziell etwas weniger Menschen, als das in „normalen“ Zeiten der Fall ist. Die vor vier Jahren noch h{\"o}chst pr{\"a}sente Bedrohung durch Terrorismus ist hingegen zu gro{\"s}en Teilen aus dem Alltagserleben verschwunden. Wird anstelle des „Bauches“ der „Kopf“ angesprochen, so {\"a}ndert sich die Reihenfolge der Risiken nicht wesentlich. Ebenso wie Herzinfarkt und Krebs werden auch die Ansteckung und eine wirtschaftliche Notlage von weiten Teilen der Bev{\"o}lkerung als eine realistische Bedrohung angesehen. Ausnahme hiervon ist der m{\"o}gliche Tod durch den Corona-Virus, der sich in den allt{\"a}glichen {\"A}ngsten (siehe oben Punkt 2) deutlich mehr niederschl{\"a}gt, als wenn etwas n{\"u}chterner {\"u}ber konkrete Wahrscheinlichkeiten nachgedacht wird. Erst in der Altersgruppe ab 55 Jahren steigen auch hier die Werte deutlich an. Sie bleiben aber auch dann realistischerweise unter den Werten f{\"u}r einen Herzinfarkt oder eine Krebserkrankung. Im Gro{\"s}en und Ganzen hielten sich die Menschen an die auferlegten Verbote: Die Mehrheit folgt diesen zumindest aus eigener Sicht „voll und ganz“. Gut jeder Dritte nimmt es aber nicht so ganz genau, und insgesamt ca. 5\% bekennen sich dazu, die Regeln eher oder gar nicht zu befolgen. Die Frage, wer am ehesten gegen die Regeln verst{\"o}{\"s}t, l{\"a}sst sich anhand soziodemographischer Daten kaum eindeutig beantworten. Zwar steigt der Anteil derer, die die Regeln „voll und ganz befolgen“, ab ca. 45 Jahren leicht an, insgesamt zeigen sich aber alle Altersgruppen weitgehend „regelkonform“. Noch geringer sind die Unterschiede nach Einkommen, Bildung oder Bundesland. Am ehesten findet sich noch eine Abweichung nach Geschlecht, indem M{\"a}nner die Regeln etwas „lockerer“ auslegen. Der Bedarf an Tests ist hoch, eine Mehrheit w{\"u}rde gerne einen Corona-Test vornehmen.}, language = {de} }